Kurzer Geschichtlicher Hintergrund
Die Europa-Konvention über Zucht und Haltung von Heimtieren, sowie das Schweizerische Tierschutzgesetz (Art.10) waren ausschlaggebend, um diesen Zuchtversuch zu starten.
Ziel war es, einen mittelgroßen Bulldog zu schaffen, der alle vom Tierschutz geforderten Voraussetzungen an einen gesunden Hund erfüllt und trotzdem das so geschätzte und beliebte Wesen des English Bulldogs beibehält.
Die Kreuzungen zwischen English Bulldog und Old English Bulldog, unter dem Patronat der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft, waren sehr viel versprechend, zeigten aber bald, dass das Unterfangen auf die Schaffung einer neuen Rasse hinaus lief, einer Rasse, die dem ursprünglichen Typ des Bulldogs nahe kommt.
Zwecks klarer Abgrenzung zum English Bulldog wurde für die neue Rasse der Name
„Continental Bulldog“ gewählt.
Die Entscheide und Maßnahmen zur Bildung dieser Rasse wurden in Absprache mit der FCI (Vertreter der Standard- und der Wissenschaftlichen Kommissionen) getroffen.
Die Tatsache, dass es noch keinen belastbaren, mittelgroßen Familienhund vom Molosser-Typ gibt, dies aber sehr erwünscht wäre, bezeugen die vielen, begeisterten Liebhaber der noch jungen Rasse.
Der Continental Bulldog ist bereit, diese Lücke zu füllen.
Seit dem 01. Januar 2015 ist der „Continental-Bulldog“ vom VDH national anerkannt.
Kompletter Geschichtlicher Hintergrund
Brauchen wir eine neue Rasse? Brauchen sicher nicht! aber Wünschen schon!
Brachycephale Hunde haben die Menschen schon immer fasziniert. Im nahen Osten wurde ein bronzezeitlicher, kurznasiger Hundekopf aus Keramik gefunden, und in Peru fanden Archäologen bei Ausgrabungen plastische Darstellungen eines kurzköpfigen Hundes aus gebranntem Ton, den Hilzheimer(1937) als ChinchaBulldogge bezeichnet hat. Charakteristisch ist bei diesen Keramiken die starke Betonung von Hautfalten im Gesicht und am Körper. Gefunden wurde ebenfalls das Skelett eines kurzköpfigen Hundes von der Größe eines Mopses. Man kann sich fragen, was uns Menschen an diesen brachycephalen Hunden so fasziniert.
Tatsache ist jedenfalls, dass sich viele einen nicht zu großen, kurznasigen Hund wünschen, anatomisch korrekt gebaut und frei von voraus programmierten Gesundheits-Poblemen.
Diesem Wunsch wird der Continental Bulldog gerecht.
Verhängnissvolle Übertypisierung
Dass beim English Bulldog in den vergangenen hundert Jahren einiges schief gelaufen ist, kann kein ehrlicher Bulldogzüchter bestreiten.
Einst war der English Bulldog ein beweglicher und ausdauernder Hund. Leitbild der Zucht war der Typ der beiden von A.Cooper 1817 gemalten Hunde „Crib“ und „Rosa“. Es waren hochläufige, eher schlanke als massige Hunde, die sich lediglich durch den runden Kopf und den verkürzten Oberkiefer von den damals noch weit verbreiteten Old English White Terrier (später Bullterrier) unterschieden.
Das Temperament des heutigen Bulldogs ist sehr verschieden von demjenigen seiner Vorfahren. Die Rasse stammt von dem antiken Asiatischen Mastiff und dem Alanenhund ab, der von diesem Kriegsvolk im 5. Jhr. nach Chr. nach England gebracht wurde und ausschließlich dort herausgezüchtet wurde. Der Name Bulldog geht auf den mittelalterlichen Ursprung zurück. Er deutet nicht nur auf das bullige, robuste Aussehen hin, sondern vielmehr auf seinen früheren Zweck als mutiger Kämpfer mit Stieren.
Crib und Rosa handkolorierter Stich A.Cooper 1817
Als 1835 in England die Tierkämpfe verboten wurden, hatten die Bulldogs ausgedient. Sie gerieten in weiten Kreisen der Bevölkerung als Hund der Raufer, dr Zuhälter und der fahrenden Komödianten in Verruf.
Wegen ihrer Aggressivität gegenüber anderen Hunden waren sie an den nun aufkommenden Hundeausstellungen nicht geduldet, sollte die Rasse überleben mussten „sanftmütigere“ Hunde gezüchtet werden. Sicher wäre dieses Ziel auch ohne die nun einsetzende Veränderung der äusseren Gestalt des Hundes erreicht worden, aber Züchter waren offenbar der Meinung , je dicker und schwerfälliger der Hund, umso friedlicher ist er.
Im Bulldog Standard von 1865 wurde ein Kopfumfang von mindestens 20 inches(50,8cm) gefordert und damit der Weg zu einem anatomischen Unsinn frei gemacht.
An warnenden Stimmen, die dies anprangerten, fehlte es nicht. Der bekannte Richter Edgar Farman geisselte mit scharfen Worten in seiner 1899 erschienen Bulldog-Monographie den züchterischen Irrweg und wies auf die grosse Mortalität der Welpen, auf Geburtsschwierigkeiten und herabgesetzte Fruchtbarkeit der Hündinnen hin, und das schon vor 115 Jahren.
Anfang des 20. Jahrhunderts schlossen sich die wenigen deutschen Bulldogzüchter im „Kontinentaler Bulldogclub“ zusammen. Wohl die bedeutentste Züchterin unter ihnen war Frau Dr. Berthold.
Dieser Verein wurde später in „Club Englischer Bulldogs“ umbenannt und erlebte nach dem Tod von Otti Heermann (1964) seinen stetigen Niedergang. 1971 reaktivierten ihn dann Kari und Gert Wolfsjäger. Kari züchtete sehr erfolgreich über circa 7 Jahre die „Cincinatti“ – Bulldogs. Auch meine so wundervolle und unvergessene 1. Bulldoggin Ziska (1972), und der Rüde Bully (1972) meiner Eltern, stammen daher.
Frau von Lingelsheim war noch 1973 Mitglied im CEB, den ihre Mutter Frau Dr. Berthold 1901 mit initiiert hatte, und sie schrieb in diesem Jahr an Frau Wolfsjäger:
„Seit Monaten freue ich mich auf die Berichte und Bilder des Clubs für Englische Bulldogs im Rassehund. Meine Mutter, Frau Dr. Berthold aus Hannover, hatte von 1905-1914 den bekannten Bulldogzwinger „Bonanza“, und so bin ich mit Bulldogs groß geworden; meine ganze Liebe gehört den Bulldogs.
Zwischen den beiden Weltkriegen wurde nicht gezüchtet und auch später waren nur wenige Tiere vorhanden. Captain Wilbur, ein englischer Offizier, brachte nach Ende des Krieges einen sehr schönen Rüden mit. Trotz seiner Qualität war die Nachzucht nicht gut, vielleicht auch deshalb, weil keine gleichwertige Hündin vorhanden war. Ich kaufte zwei Welpen von ihm, diese wurden aber von Otti Heermann so bewertet, dass sie für mich zur Zucht nicht infrage kamen. Später gab ich sie als pets weg.Als ich heute bei Ihnen war, war es für mich sehr interessant zu sehen, wie sich die Hunde in den letzten 60 Jahren verändert haben. Aus den hochbeinigen, schlanken Hunden sind sind stämmige, muskulöse Burschen geworden, nur der Kopf mit seinen sorgenvollen Falten und den bestechend treuen Augen ist derselbe geblieben, den ich damals liebte, und der mich wieder begeisterte.
Wie sie wissen trage ich mich mit dem Gedanken wieder einen Bulldog zu kaufen. Wenn mein Besuch bei Ihnen auch sehr kurz war, so war es doch für mich ein großes Erlebnis Ihre Bulldogs zu sehen. So viele Erinnerungen an unsere eigene Zucht wurden wach. Meine Familie protestiert zwar gegen die Anschaffung eines Bulldogwelpen, aber sie haben unsere Bulldogs auch nicht erlebt. Nun, wir werden sehen…. „
Wie wir sehen, bekam Frau von Lingelsheim wieder ihren Bulldog 🙂 Mona gefiel mir mit ihrer feinen Ausstrahlung ganz besonders gut 🙂
Nicht alle Züchter befürworteten die im 20.Jahrhundert einsetzende Übertreibung der rassetypischen Merkmale des Bulldogs und versuchten am alten „Crib-Rosa-Typ“festzuhalten. Noch 1930 gab es in der Schweiz englische Bulldogen mit einem ganz knappen Vorbiss, dies belegen Schädel in der Sammlung der Albert Heim Stiftung. 1971 begann der amerikanische English-Bulldog-Züchter David Leavitt mit der Zucht eines leichteren, gesünderen Bulldog-Typs. Sein Ziel war die Rekonstruktion des alten Bulldogs, also eines Hundes mit mehr Bodenabstand, kleinerem Kopf, knappem Vorbiss und gerader Rute. Großen Wert legte er auf ein sozialverträgliches Wesen seiner Hunde. So entstand ein Hund, der unter der Bezeichnung „Olde English Bulldog“ immer mehr Liebhaber fand.
Der Weg zurück
Im Buch „Rasseportrait English Bulldog“ (Kynos Verlag, 1993) setzt sich Imelda Angehrn für die Zucht eines gesünderen Bulldogen-Typs ein und weist nachdrücklich darauf hin, dass viele Richter nicht korrekt nach dem Standard richten und zu schwere, massige Hunde mit übergroßen Köpfen und niedrigem Stand den leichteren und beweglicheren Hunden vorziehen. Korkzieher oder gar fehlende Ruten gelten für viele als Standardkonform.
I. Angehrn fordert eine Abkehr von diesen falschen Zuchtzielen, die dem Bulldog ein artgerechtes Leben verunmöglichen, wenn der English Bulldog eine reelle Überlebenschance haben soll. Sie ist bestrebt, gesunde Hunde zu züchten und vom ursprünglichen Caniden-Bauplan stark abweichende anatomischen Merkmale auf ein verantwortbares Mass zu reduzieren.
Es darf doch nicht mehr sein, dass praktisch alle Hündinnen ihre Welpen per Kaiserschnitt zur Welt bringen müssen. Einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Viele Züchter sagen, die Hündin hätte normal geboren, wenn z.B. die ersten beiden Babys natürlich zur Welt kamen und erst dann die Operation nötig wurde. Aber auch das ist keine normale Geburt. Ohne das Kaiserschnitte eine Routine-Operation geworden wären, gäbe es den English-Bulldog in seiner heutigen Form sicher nicht.
I.Angehrns züchteriches Leitbild lautet: „an erster Stelle muss die Gesundheit stehen, an zweiter Stelle ein rassetypisches, gutes sozialverträgliches Wesen, und erst an dritter Stelle kommt die Schönheit“.
Doch mit der heutigen, weltweit verbreiteten Bulldogpopulation ist eine Rückzüchtung auf einen leichteren, belastbareren Typ, wie ihn z.B. der Tiermaler Richard Strebel um 1900 gemalt hat, nicht mehr möglich.
Gene, die durch jahrzehntelange Selektion und generationenlange Inzucht einer Population abhanden gekommen sind, kann man aus dieser Population nicht mehr zurückgewinnen. Der Weg führt zwangsläufig über die Einkreuzung verwandter, ähnlicher Typen. Es war nahe liegend, dass Imelda Angehrn als langjährige, begeisterte English Bulldog Züchterin in ihrem Bestreben, einen leichteren und gesünderen Bulldog zu züchten die Arbeit von David Leavitt in Amerika kannte und verfolgte. Als die Schweizerische Kynologische Gesellschaft die Erlaubnis für solche Einkreuzungs-Versuche gab, suchte Sie geeignete Zuchttiere in Amerika und Später wurde Sie auch hier in Europa fündig. Ziel dieser Kreuzungen war vorerst keineswegs die Schaffung einer neuen Rasse, sondern lediglich die Schaffung eines gesünderen Bulldogs.
Der Continental Bulldog entsteht
Als der Schweizer Club für English Bulldogs (SCEB) und der Arbeitsausschuss für Zuchtfragen (AAZ) der SKG am 06.12.2000 die Bewilligung für versuchsweise Kreuzungswürfe English Bulldog und Old English Bulldog erteilte, war damit der Grundstein für den Continental Bulldog gelegt.
Ziel der Kreuzungen war eine Wesentliche Verbesserung der Gesundheit des English Bulldogs durch eine Reduktion der übertriebenen rassespezifischen Merkmale, die dem Hund ein artgerechtes Leben als Raub-Lauftier verunmöglichen. Der Hund sollte ein typischer Bulldog bleiben und die unbestritten guten Charaktereigenschaften des English Bulldogs beibehalten. Durch den anatomisch richtigen Körperbau und ohne die über-großen Köpfe und die breit ausladende Schulterpartie, sollten auch wieder normale Geburten möglich sein.
In der ausgiebigen Diskussion um das Für und Wider eines solchen Versuchs machte der Schweizer Kynologe Dr.h.c.Hans Räber nachdrücklich darauf aufmerksam, dass es auch hier nicht möglich sei, einzelne Merkmale in einem anatomisch ungesund gebauten Körper grundlegend zu verändern, ohne das Aussehen zu tangieren.
Der Hund sei als ganzes zu betrachten, Deutliche Änderungen eines Merkmales ziehen zwangsläufig Änderungen anderer Merkmale nach sich. Sollte eine nachhaltige Verbesserung der gesundheitlichen Probleme des English Bulldogs erzielt werden(Atembeschwerden, Geburtsschwierigkeiten, Kollapsanfälligkeit bei warmen Wetter u.a.m.) so laufe das schlussendlich auf eine neue Rasse hinaus. Als erste Zuchttiere setzte I.Angehrn zwei Old English Bulldogrüden und vier Old English Bulldoghündinen ein. Diese wurden mit English Bulldogs aus ihrer Zucht gepaart. Der erste Wurf fiel am 08.07.2001. Der Vater war der OEB Rüde Birchwood“s Spike, Mutter war die EB Hündin Pickwick Lady Pikarella. Ein einziges Mal wurde später ein Bullmastiff Rüde eingesetzt. Er brachte zusammen mit einer CB Hündin einen vielversprechenden Wurf mit typvollen Welpen die als Erwachsene Hunde nur am obersten(teilweise darüber) Größenlimit lagen aber sonst die angestrebten anatomischen Voraussetzungen voll erfüllten. Wie zu erwarten war, spalteten die ersten Kreuzungswürfe noch stark stark in EB-OEB-und Mischlingstypen auf. Mehrere Tiere kamen aber dem angestrebten Phänotyp eines anatomisch korrekt gebauten, beweglichen Hundes mit gesunder Rute schon recht nahe.
Am 21.03.2004 wurden in Gossau 70 Hunde durch den Allroundrichter Dr.med.vet. Jan Nesvadba vermessen und gesundheitlich überprüft und gemeinsam mir Dr. Hans Räber begutachtet. Auch wenn die Hunde noch recht unterschiedlich waren, vor allem in der Größe, zeichneten sich doch bereits erhebliche Fortschritte ab. Die auf Grund dieser Begutachtung zur Weiterzucht tauglichen Hunde wurden im Anhang zum Schweizerischen Hundestammbuch (SHSB A) registriert.
Ziel der Zuchtversuche war, wie bereits gesagt, eine wesentliche gesundheitliche Verbesserung de English Bulldogs. Dieses zu erreichen, hätte jedoch eine Änderung des bestehenden Standards vorausgesetzt, wofür
„The Bulldog Club Inc.“in England allein zuständig ist. Doch von dieser Seite war keine Hilfe zu erwarten, hatte dieser doch den English Kennel Club beauftragt (Brief vom 14.03.2003)bei der SKG zu intervenieren um ein Verbot der Bezeichnung „Bulldog“ für die Neuzüchtung zu erwirken. Ein solches Verbot kann aber nicht stichhaltig sein, den „Bulldog“ bezeichnet einen bestimmten Hundetyp, analog den Bezeichnungen „Schäferhund“ oder „Vorstehhund“ z.b. ,die auch für unterschiedliche Rassen gebräuchlich sind.
Also überarbeitete Dr. Hans Räber 2002 den gültigen EB-Standard so, dass er alle Bestimmungen, die zu einer extremen Auslegung Anlass geben können, entweder strich oder so umformulierte, dass Extremformen zukünftig als Fehler gelten mussten. Dieser erste Standardentwurf wurde in Folge vom Arbeits-Ausschuss Zuchtförderung der SKG in mehreren Sitzungen diskutiert und bereinigt. Das Ergebnis war folgerichtig ein Standard für eine deutlich vom English Bulldog abweichende Rasse, für die schließlich der Name „CONTINENTAL BULLDOG“als richtig und zutreffend befunden wurde. Am 19.02.2005 wurde der Standard des Continental Bulldogs von der SKG genehmigt.